Editorial

In Deutschland gilt Literatur als etwas Feierliches, etwas, das mit viel Mühe verbunden ist, Sinn ergeben muß, nicht einfach der Unterhaltung dienen darf.

Dies führte zur hermetischen Abkapselung eines immer kränklicher werdenden Pflänzchens ernste Belletristik vom wuchernden Stamm der Unterhaltungsliteratur.

Diese Trennung schadet beiden Seiten. Der Belletristik, weil sie einerseits wirtschaftlichen Mangel leidet, sich - von wenigen Bestsellern einmal abgesehen - in allerlei Nischen erschöpft. Der trivialen Literatur, weil sie sich nicht erneuern kann, sich in immer gleichen Formen erschöpft. Die Unterhaltung wird seichter als seicht, die Belletristik spröder als spröd...

Daß dies kein im Wesen der Literatur liegender Automatismus ist, zeigt das Beispiel der USA. Dort existiert eine derart strenge Trennung nicht. Kann man sich bei uns Goethe oder Schiller in schrill verpackten Taschenbuchausgaben vorstellen? In den USA geht dies sehr wohl - man braucht sich nur die diversen E.A.Poe-Taschenbuch-Ausgaben vorstellen, die durchaus "volkstümlich" sind. Und: in den USA kann man schreiben auf der Schule lernen (d.h. Gedichte und Erzählungen), während bei uns nur der Gesinnungs - verzeihung! Besinnungsaufsatz endlos trainiert wird.
Literatur in den USA kann man mit gutem Recht "Breitenliteratur" nennen. Und dies ist sehr erfolgreich - dies zeigt schon der Anklang, den US-Literatur bei uns hat: in ihrer Breite ist Literatur in Deutschland schon lange Importware.

Dieser Zustand fußt auf zwei Hauptursachen:

  • den Verlagen, denen Übersetzungen lukrativer erscheinen
  • den Autoren, die sich zu gut sind, über Unterhaltung überhaupt nachzudenken.

Die Wege zur Abhilfe sind damit vorgezeichnet:

  1. Wir müssen auf breiter Ebene einen höheren literarischen Standard erreichen, um mit der Konkurrenz 'von draußen' im Kampf um den Leser mithalten zu können. Diesem Ziel soll diese Zeitschrift dienen.
  2. Es muß in der Öffentlichkeit auf ein anderes Verständnis von Literatur hingewirkt werden - wider die herrschende Verdammung von Unterhaltung. Das schlechte an der Unterhaltung ist, was man in langer Arbeit aus ihr gemacht hat: eine Zeittotschlaganstalt.

    Dazu will diese WebSite ihren Beitrag leisten: zeigen, wie besser schreiben geht. Beiträge sind herzlich willkommen! Und: gut gelungenes kann gerne in der Bibliothek seinen Platz finden. Für Diskussionen ist das Gästebuch vorgesehen (d.h. ein solches folgt noch...).

    Viel Spaß beim lesen (und arbeiten)!

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